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Farbabstimmung im Innenraum

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Im Lichtlabor der Qualitätssicherung
Im Lichtlabor der Qualitätssicherung

Auch ich darf den Selbstversuch wagen und die Farbmuster von Ocker bis rosarot sortieren.

 

Das Interieurdesign bestimmt die Farbkombinationen im Innenraum eines jeden Audi. Doch die genaue Abstimmung der unterschiedlichen Bauteile auf den exakt gleichen Farbton übernehmen Andere: die Werkstofftechniker der Qualitätssicherung. Sie überprüfen in aufwändigen Tests, ob Bauteile mit unterschiedlichen Oberflächen und Materialien den gleichen Farbton aufweisen und stimmen diese präzise aufeinander ab. Was sie dabei genau machen, sehe ich mir heute im Lichtstudio in Ingolstadt an.

Bauteile werden in Tageslicht, Kaufhauslicht und Abendlicht geprüft

Als ich die Tür zum Lichtstudio öffne, schlägt mir sehr helles Licht entgegen. Künstliches Tageslicht. „Dabei handelt es sich um ein weltweit genormtes spezifisches Spektrum mit einer Lichttemperatur von etwa 6.500 Kelvin. Mit unserer speziellen Leuchtentechnik kommen wir dem natürlichen Tageslicht sehr nahe“, sagt Ronald Schiweck, Leiter Werkstofftechnik Interieur. Er drückt auf eine Fernbedienung und das Lichtstudio ist mit einem Mal in Kaufhauslicht ausgeleuchtet. Das kennt man auch vom Einkaufen oder von Messen. Im dritten Licht fühle ich mich am wohlsten: Abendlicht. Denn hier ist die Lichttemperatur mit etwa 2.900 Kelvin deutlich niedriger.

Im Lichtlabor der Qualitätssicherung

Sehtest: Diese Innentür zeigt deutlich, dass Kartentasche und B-Säule unterschiedliche Grautöne haben.

 

Doch welche Rolle spielen unterschiedliche Lichttemperaturen bei der Entscheidung, welche Farben im Interieur kombiniert werden können? Der Werkstofftechniker klärt mich auf: Je nach Licht ist das Spektrum ein anderes und dementsprechend „antwortet“ auch die Oberfläche anders. Das muss natürlich berücksichtigt werden, wenn die Audi-Ingenieure bestimmen, welche Farbkombinationen es in den Katalog schaffen.

Dabei gilt es vor allem das Phänomen der Metamerie zu beachten, nämlich das einzelne Werkstoffe unter verschiedenen Lichtarten einen unterschiedlichen Farbeindruck aufweisen. Im Lichtstudio kann ich das selbst anhand von vier Farbtontafeln testen: Zu Beginn sehen alle vier für mich einfach nur Gelb aus. Im Abendlicht sticht die zweite Tafel heraus, da sie eher Zitronengelb aussieht, während die Vergleichstafel Orangegelb strahlt. Beim nächsten Lichtwechsel zu Kaufhauslicht wird auch die vierte Tafel mehr Zitronengelb. Lediglich Farbtafel drei entspricht der Vergleichstafel.

Wer ist überlegen: Technik oder Auge?                                                               

Bei meinem Besuch im Lichtstudio wird mir schnell klar: Farbe ist messbar. Die Werkstofftechniker verwenden dafür ein Spektralphotometer. Dieses Gerät sendet Licht auf eine Farbfläche aus, die wiederum das Licht reflektiert. Das Spektralphotometer erfasst die Werte des zurückkommenden Strahls. Die farbmetrische Kennzeichnung eines Farbtons wird durch die Farbachsen Rot, Gelb, Blau und Grün sowie den Helligkeitswert und Glanzgrad gekennzeichnet. Diese physikalischen Zahlenwerte mit Ihren zulässigen Toleranzen sind auf der Farbtontafel beschrieben. Diese gelten für alle Bauteile mit diesem Farbton weltweit als Urmuster.

Trotzdem verlässt sich das Werkstofftechnik-Team nicht ausschließlich auf die physikalischen Messwerte. „Es ist schon vorgekommen, dass Farbzusammenstellungen der Einzelbauteile messtechnisch in Ordnung waren, aber das menschliche Auge den Werten widersprechen musste“, sagt Anette Ludwig, die für die Farbabstimmung bei Applikationen und Infotainment verantwortlich ist. Deshalb erfolgt bei Audi farbliche Freigabe von angrenzenden Bauteilen zueinander durch die Fachleute der Werkstofftechnik Interieur mit Hilfe einer visuellen Bewertung . „Denn der Kunde hat kein Messgerät, er erwartet einfach einen farblich harmonisch wirkenden Innenraum“, sagt Schiweck. Besonders bei Blau- und Brauntönen ist das Auge sehr empfindlich.

Im Lichtlabor der Qualitätssicherung

Malen nach Zahlen: Ronald Schiweck zeigt die physikalischen Werte der Farbe Granitgrau.

 

Damit am Ende die richtigen Farbkombinationen im Auto landen, ist eine sehr enge Abstimmung mit den Lieferanten wichtig. Zu Beginn eines Auftrags legt die Audi Werkstofftechnik deshalb in Absprache mit dem Lieferanten detaillierte Grenzmuster fest – nur innerhalb dieser Nuancen darf die Farbe der gelieferten Anbauteile liegen. Die Muster sollen Farbschwankungen vermeiden. Denn bei Audi und der Qualitätssicherung geht es um Perfektion im Detail. Allein beim neuen Audi A4 werden im Interieur der Limousine etwa 650 verschiedene Anbauteile verwendet, für die es weltweit 70 verschiedene Lieferanten zu koordinieren gilt.

Perfektion im Detail

Farben ablehnen, die das Design-Team vorschlägt? Auch das haben die Werkstofftechniker schon gemacht, wenn beispielsweise die UV-Stabilität der Farbe nicht gegeben ist. Das bedeutet, dass die Farbe eines Bauteils bei intensiver Sonneneinstrahlung ausbleicht oder seine Farbe verändert. Schwierig seien vor allem Rottöne, erfahre ich von Anette Ludwig.

Doch nicht nur unterschiedliche Farbtemperaturen sind eine Herausforderung für die Werkstofftechniker, auch verschiedene Materialien. Je nach Beschaffenheit des Materials muss die Farbzusammensetzung angepasst werden, damit am Ende ein und derselbe Farbton ins Interieur kommt. „Am Anfang stecken wir sehr viel Arbeit in die Details. Schließlich soll die Farbharmonie bis zum Ende der Bauzeit eines Modells erhalten bleiben.“ Ist die Serienproduktion einmal angelaufen, ist die Arbeit aber noch nicht vorbei: Stichprobenartig überprüfen die Werkstofftechniker Autos aus der Produktion. Falls sie mal nicht einhundert Prozent zufrieden sind, wird mit dem Lieferanten nachjustiert. Bis das Ergebnis für den Kunden perfekt ist.

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Verbrauchsangaben Audi A4: Verbrauchsangaben Audi A4: Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 6,7 – 3,7; CO2-Emission kombiniert in g/km: 154 – 95 // www.audi.de/DAT-Hinweis

Der Beitrag Farbabstimmung im Innenraum erschien zuerst auf Audi Blog.


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