
Viel habe ich schon gesehen von unserem Audi-Werk. Ich war schon ein paar Mal in der Montage, auch in der Lackiererei – und auf meiner Erkundungstour zu Beginn meiner Arbeit bei Audi hat mich das Presswerk besonders fasziniert. In der Halle aber, in der ich an diesem Morgen stehe, bin ich noch nie gewesen. Heute erfahre ich also, was sich genau hinter der Hallenbezeichnung N10 und dem Stichwort „Finish“ verbirgt.
Bevor es losgeht, steckt mich Stephan Graminger, Leiter der Abteilung FTS-Kurs/Anbauteile/Finish und mein Chef für diesen Tag, in den für den Bereich klassischen hellgrauen Overall und gibt mir ein Paar schwarze Handschuhe. Während wir zu meinem Einsatzort laufen, erklärt er mir den Sinn der Kleidung: „Sowohl die Werkzeuge, mit denen man arbeitet, als auch die Kleidung mit ihren Reißverschlüssen oder Gürtelschnallen können scharfkantig sein. Mit der Schutzkleidung beugen wir Verletzungen vor und schützen die Karosserie vor Kratzern.“
Dann sind wir auch schon am Finish-Band angekommen, dem Bereich, den Graminger für mich vorgesehen hat. Hier wartet Reinhard Schloderer auf uns, Gruppenleiter im Finish. Gespannt schaue ich den Mitarbeitern zu und sehe schon, was die beiden mir gleich erklären werden. Geschickt streichen die Kollegen mit ihren Händen über die Karosserien und prüfen die Oberflächen.
„Dies ist der letzte Schritt im Karosseriebau“, erklärt Schloderer. „Hier prüfen wir die Karosserien unserer Modelle Audi A4, A5 und Q5, bevor sie in der Lackiererei Farbe bekommen.“ Und tatsächlich, am Ende des Finish-Bands sehe ich eine Art Fahrstuhl, in dem die Karosserien nach oben gefahren werden, um dann über die Fördertechnik in die Lackiererei zu reisen.

Im Karosseriebau fertigen 1.800 Mitarbeiter und 2.800 Roboter die Karosserien für fünf Fahrzeugvarianten
Und dann ist es Zeit für mich, selbst Hand anzulegen. Die Karosserie eines Audi A5 bewegt sich langsam auf mich zu. Wie bei meinen Kollegen beobachtet, streiche ich über die Motorhaube, den Kotflügel, die Tür – und bin dabei unglaublich vorsichtig. Zu vorsichtig und zu langsam, wie ich schnell bemerke, denn ein Lob kassiere ich für meinen ersten Versuch nicht.
„Sie müssen die Hand von oben nach unten bewegen“, weist mich Schloderer ein. Verstanden. Trotzdem brauche ich ziemlich lange bis ich alles abgetastet habe, auf der Suche nach kleinen Unregelmäßigkeiten, die durch feinste Staubkörnchen bei der Blechverarbeitung entstehen können. Schloderer prüft meine Arbeit. Auch er findet nichts. Die Audi A5-Karosserie ist makellos und reist unverzüglich weiter zur Lackiererei. Nur in Ausnahmefällen finden die Kollegen tatsächlich kleine Unregelmäßigkeiten und bearbeiten die dann mit den entsprechenden Spezialwerkzeugen.
Viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung sind wichtig für diese Arbeit. In Gramingers Team arbeiten deshalb zum Beispiel auch mehrere Schreiner. „Sie kennen sich mit der Beschaffenheit verschiedener Oberflächen aus“, erklärt er mir. Ich selbst werde wohl noch einige Monate brauchen, bis ich die Karosserien auch nur annähernd so souverän wie meine Kollegen prüfen kann. Bereits nach wenigen Stunden im Finish weiß ich aber, dass ihre Arbeit ein wichtiger Schritt im Karosseriebau ist und zur Premiumqualität von Audi beiträgt.
Die Volontäre der Audi Kommunikation waren eine Woche lang in der Produktion im Werk Ingolstadt im Einsatz und haben an verschiedenen Stationen selbst erlebt, wie ein Auto produziert wird. In unserer fünfteiligen Serie berichten sie von Ihren Erfahrungen.