

Fast drei Jahre lang dauert es bis aus einer Skizze eine richtige Ducati wird.
Herr Ferraresi, wie kann ich mir den Designprozess eines Motorrads vorstellen? Starten Sie mit einem weißen Blatt Papier?
In der Tat, manchmal beginnt es wirklich mit einem leeren Blatt. Das war zum Beispiel bei der ersten Panigale der Fall. Damals existierte nicht mal der Motor. So hatten wir freie Hand. In der Regel sieht es aber so aus, dass wir das Design um das bereits bestehende Grundgerüst aus Motor und mechanischen Bauteilen entwerfen. Hier starten wir aber auch im ersten Schritt mit Skizzen, die später am Computer in digitale Zeichnungen umgesetzt werden.
Wie ist das Gefühl, das fertige Motorrad dann zum ersten Mal auf der Straße zu sehen?
Natürlich ein sehr emotionales Gefühl voller Stolz! Der Designprozess dauert im Schnitt drei Jahre. Während dieser Zeit sehen wir das Bike jeden Tag im Studio. Aber wenn man es dann zum ersten Mal auf der Straße sieht, ist der Effekt ein ganz anderer. Vor allem geht mir über die Zeit des Entwicklungsprozesses, mit den unzähligen Meetings, das Gefühl verloren, dass ich an einem Motorrad arbeite. Wenn ich das fertige Bike dann zum ersten Mal auf der Straße sehe, denke ich: Wow, ich habe wirklich dieses Motorrad designt!

Ducati Design-Chef Andrea Ferraresi prüft sorgsam, ob auch wirklich jedes Detail den hohen Ansprüchen der Kunden gerecht wird.
Der Arbeitsalltag eines Designers ist also auch von Meetings und Besprechungen geprägt. Wie bekommen Sie denn den Kopf frei? Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Das kommt immer drauf an… Für die Ducati XDiavel sind wir damals in die USA gereist, um uns in das Thema Cruiser einzuarbeiten. Eine authentische Umgebung bietet einfach die besten Inspirationen. Anregungen finde ich sonst auch in den Bereichen Motorsport, Natur und Mode.
Apropos XDiavel: Im Juli ist sie mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet worden. Sie haben den Preis entgegengenommen – eine Erfolgsbestätigung?
Es ist schon der zweite Red Dot Design Award in meiner Zeit als Ducati Chef-Designer. Vor drei Jahren hat die Panigale diesen Preis bekommen. Das zeigt mir, dass wir unseren Job scheinbar nicht ganz so schlecht machen. Das macht mich sehr stolz. Für mich persönlich war es eine große Ehre, bei der Preisverleihung ein extrem positives Feedback und ehrliche Bewunderung von anderen Industrial-Designern bekommen zu haben.



Wofür steht das Ducati Design? Und welche Wirkung soll es hervorrufen?
Zwei Begriffe sind für unser Design maßgebend: Sportlichkeit und Leidenschaft. Eigentlich ist das ganz einfach, wir realisieren und designen Spielzeuge. Unsere Kunden sind wie Kinder, die vor dem Schaufenster eines Spielwarenladens stehen. Sie suchen sich das schönste Spielzeug aus. Daher möchten wir unserem Design genau die Emotion ansprechen und die weltschönsten Motorräder entwerfen.
Und die Philosophie dahinter?
Auch hier sind wir stark von unseren Wurzeln im Motorsport beeinflusst. Im Rennsport wird auf alle überflüssigen Teile verzichtet. Deshalb beschränkt sich das Design einer Ducati auf das Notwendigste und ist clean.
Gibt es in Sachen Design Gemeinsamkeiten zwischen Ducati und zu Audi?
Ja, definitiv! Beiden Marken haben eine sportliche DNA, die das Design prägt und einen hohen Wiedererkennungswert erzeugt. Ein adrenalingeladenes, muskulöses, aber elegantes Design mit klaren und fließenden Linien.

Der Designprozess dauert im Schnitt drei Jahre. Wenn Ferraresi das Bike dann das erste Mal auf der Straße sieht, ist er immer wieder aufs Neue begeistert.
Wie wird das Design der Zukunft aussehen?
Das ist eine sehr schwierige Frage, die sich wohl nur mit dem Blick in eine Glaskugel beantworten lässt. Aber bei einer Sache bin ich mir sicher: Die Werte, Ursprünge und Traditionen unserer Marke sind so stark – das letzte in der Welt gebaute Sportmotorrad wird eine Ducati sein.
Der Beitrag „Das letzte Sportmotorrad der Welt wird eine Ducati sein“ erschien zuerst auf Audi Blog.